osterlauf nw Special-Olympics-Wertung: Ulrich Hils und Sara Öztas nehmen mit Behinderung am Fünfkilometerlauf des 70. Paderborner Osterlaufs teil. Das Paar unterstützt sich gegenseitig, im Ziel fällt es sich in die Arme
Von Christian Geisler, Foto Marc Köppelmann

 

 

 

Paderborn. Im vollen Lauf dreht Ulrich Hils von der TuRa Elsen seinen Kopf zur linken Seite. Aus den Augenwinkeln heraus sieht er nach hinten, sucht mit seinem Blick seine Freundin und Vereinskollegin Sara Öztas. Sichtlich erschöpft folgt sie Hils in einem Abstand von etwa fünf Laufschritten, unter seiner Beobachtung quält sich die 30-Jährige ein Lächeln hervor. "Komm weiter, das Ziel ist nicht mehr ganz weit entfernt", redet Hils seiner Partnerin gut zu und drosselt ein wenig das Lauftempo um sich auf ihre Höhe fallen zu lassen: "Hauptsache du hältst durch. Das ist wichtig."

Zum fünften Mal nimmt Ulrich Hils an der dSpace-Special-Olympics-Wertung des Paderborner Osterlaufs teil, für Sara Öztas ist es das erste Mal - beide laufen über die Distanz von fünf Kilometern. Unter dem Motto "Gemeinsam läuft?s besser" treten Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung bei der Sonderwertung des Osterlaufs an.

Durch den gemeinsamen Start mit allen anderen Läufern wird dem Inklusionsgedanken Rechnung getragen. Der Lauf wird mit Unterstützung der TuRa Elsen, den Schlosswerkstätten und des Fördervereins Special Olympics Paderborn durchgeführt. Beim 70. Paderborner Osterlauf treten insgesamt 114 Teilnehmer in der Special-Olympics-Wertung an, davon haben 68 Menschen eine Behinderung, 46 Personen sind als Begleitung angemeldet.

»Hauptsache, du hältst den Lauf durch. Das ist wichtig«

Etwa drei Kilometer der Strecke haben Hils und Öztas hinter sich gebracht. Während Hils seine Freundin liebevoll aufmuntert, werden Öztas Antworten ob der Erschöpfung zunehmend einsilbig. "Mehr als die Hälfte haben wir geschafft", stellt Hils fest, Öztas erwidert ein herausgepresstes "Ja".

Am rechten Streckenrand taucht am Horizont ein Verpflegungsstand auf. Hils reiht sich hinter anderen Läufern ein, schnappt sich gleich zwei Plastikbecher mit Wasser. Einen davon reicht er seiner Freundin in die Hand, mit angestrengtem Blick nimmt Öztas den Behälter auf, leert ihn in zwei großen Schlücken. Den leeren Becher wirft sie dann zur Seite, lässt ihn zurück. Auch Hils trinkt hastig sein Wasser aus.

"Ist es okay für dich, wenn ich zum Ende hin etwas schneller werde und vorweg laufe?", fragt der 24-Jährige seine Laufpartnerin und fügt hinzu: "Oder soll ich warten?" Öztas schüttelt ihren Kopf, wirft ihrem Freund ein Lächeln zu. "Ist schon gut, ich komme dann nach." Hils erwidert das Grinsen, richtet seinen Kopf geradeaus und erhöht prompt das Lauftempo. Zügig lässt er einige Läufer hinter sich, verschwindet schon bald aus Öztas Sichtweite. Diese setzt einen konzentrierten Blick auf, scheint sich auf die eigene Leistung zu fokussieren. Ihre Geschwindigkeit bleibt konstant, auch ohne Aufmunterungen ihres Freundes setzt sie ihren Weg in Richtung Ziel kontinuierlich fort.

Je weiter Öztas dem Streckenverlauf folgt, desto größer wird die Anzahl an Zuschauern. Sowohl Familien mit Kindern als auch große Gruppen haben sich am Wegesrand eingerichtet, jubeln den Vorbeilaufenden zu. Auch Einzelpersonen sind am Streckenrand zu finden, teilweise sind sie mit tragbaren Musikboxen ausgerüstet, sorgen mit lauter Musik für Stimmung. Unter Beobachtung des Laufpublikums erhöht Öztas noch einmal ihre Geschwindigkeit, setzt ihre Schritte im Takt des durchgängigen Applauses.

Es dauert nicht lange, dass sich die 30-Jährige auf der Zielgeraden befindet. Mit letzter Kraft zieht Öztas erneut das Lauftempo an. Hinter der Ziellinie steht bereits Hils, die Hände in die Hüften gestemmt, wartet auf seine Freundin. Diese geht wenige Meter vor dem Zieleinlauf in den Sprint über, dann die Erlösung. Nach etwa 43 Minuten ist der Fünfkilometerlauf auch für sie beendet.

Erschöpft und völlig außer Atem fällt Öztas in die Arme von Hils. Stolz erzählt er: "Ich habe eben auf der Zielgeraden noch fünf bis zehn Leute überholt. Hab? die einfach so stehen lassen." In Der Wertung des Fit & Fun Laufs Special-Olympics wird Hils 13. der Männer. Öztas verpasst in der Damenwertung den dritten Platz und somit das Treppchen nur um gut eine Minute, wird vierte.

"Jetzt, wo ich erst einmal im Ziel bin, geht gar nichts mehr. Beim Laufen habe ich die Erchöpfung gar nicht so wahrgenommen", sagt Öztas und ergänzt dann mit einem Lächeln: "Aber es war mein erster Osterlauf. Ich bin stolz darauf es geschafft zu haben."

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