Vorstellung meiner Einsatzstelle

Der Stadtsportverband Paderborn (SSV) zählt momentan 51188 Mitglieder in 135 Vereinen und bildet somit die Dachorganisation der Paderborner Sportvereine. Er kooperiert mit Paderborner Integrationssportvereinen, wie zum Beispiel der „TuRa Elsen“ und den „Ahorn Panthern“, durch welche unter anderem die Sportangebote für Menschen mit Beeinträchtigung gestellt werden. Außerdem unterstützt er den „Förderverein Special Olympics Paderborn e.V.“, der vor allem den sportlichen Wettbewerb für Menschen mit geistiger Behinderung in den Vordergrund rückt und Special Olympics Veranstaltungen in Paderborn organisiert.

 

Der geschäftsführende Vorstand besteht aus dem 1. Vorsitzenden (Mathias Hornberger), maximal 3 Stellvertretern (Matthias Brumby, Heinz Tegethoff und Nicole Satzinger), dem Geschäftsführer (Gereon Jakobsmeyer) und einem Schatzmeister (Simone Plückebaum-Salmen). Zudem gibt es einen Sportjugend-Vorsitzenden (Rasmus Jakobsmeyer) und einen Stellvertreter (Maren Schwede).

Seit 1988 wurden Zivildienstleistende und seit 2003 FSJler angestellt, die unter anderem den Inklusionssport an Schulen und bei anderen Institutionen unterstützen. Bis jetzt waren 44 FSJler beim SSV tätig. Viele dieser FSJler bleiben beim SSV und fungieren als Übungsleiter oder im Vorstand. So auch Matthias Brumby, der Behindertensportbeauftragter und Ansprechpartner für die FSJler ist. Er ist seit 1993 dabei und unterstützt den einzelnen FSJler bei Fragen, Aufgaben und bei der Durchführung von Projekten.

Warum habe ich mich für das FSJ im Sport beim Stadtsportverband entschieden?

Ich habe mich für ein FSJ im Sportbereich entschieden, da mir Sport immer schon sehr viel Spaß gemacht hat und ich mir daher kein FSJ in einer rein sozialen Einrichtung, wie zum Beispiel im Pflegeheim, vorstellen konnte. Über das Portal der Sportjugend NRW des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen e.V. bin ich auf den Stadtsportverband gestoßen und habe mich dort beworben. Noch am selben Tag bekam ich eine Antwort und traf mich ein paar Tage später mit meinem Ansprechpartner Matthias Brumby an der Sporthalle der Gesamtschule Elsen, in der an dem Abend ein Sportkurs stattfand.

Ich empfand die Situation an der Halle als einschüchternd. Nicht etwa, weil die Gruppenmitglieder unhöflich waren, vielmehr hatte ich noch nie etwas mit Menschen mit Behinderungen zu tun, sodass ich zunächst nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte.

Ich beobachtete an diesem Abend die Sportgruppe und unterhielt mich mit Matthias Brumby über den Dienstplan und was mich im kommenden Jahr erwarten würde. Zunächst dachte ich, dass ein so großer Berg an Arbeit in dieser Zeit nicht zu bewältigen sei. Dazu kam meine Unsicherheit, ob ich mir die Arbeit mit den Menschen so vorstellen konnte. Gerade über das ganze Jahr wäre das nicht fair gegenüber den Sportlern, wie sie Matthias nennt. Um mir meine Entscheidung zu erleichtern, bot mir Herr Brumby an, in so viele Sportkurse wie möglich zu gehen, damit ich mir sicherer wurde. Schnell wurde mir klar, wie interessant die Arbeit mit Menschen mit Behinderung ist und schließlich nahm ich die Stelle an. In dem Bewusstsein, dass das Ganze eine große Herausforderung für mich darstellen würde, entschloss ich mich die Menschen kennenzulernen, Vorurteile gegenüber Behinderten loszuwerden, mich selbst weiterzubilden, sowie selbstbewusster und eigenständiger zu werden.

Vorstellung meiner Arbeit

Einarbeitung:

Wer das FSJ beim Stadtsportverband beginnen will, kann sich sicher sein, dass man nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern vor den Sommerferien eine Woche umfassend eingearbeitet wird. Wenn das FSJ nach den Sommerferien beginnt, begleitet eine ehemalige FSJlerin den FSJler eine ganze Woche und gibt ihm nochmal Tipps und Ratschläge, was für mich sehr hilfreich war.

Arbeitsbereiche:

Zu meiner Arbeit als FSJler gehört beim Stadtsportverband ein Büro auf vier Rädern, das mit Tankkarte und Parkausweis ausgestattet ist, in dem ich Sportutensilien und vielerlei andere für den Sport nötige Geräte aufbewahre. Mit dem Auto, das mir vom SSV gestellt wird, muss ich sowohl von Gruppe zu Gruppe fahren, als auch Fahrdienste leisten. Zudem werden mir oft vom SSV kleinere Aufgaben gegeben, die ich dann mithilfe des Autos erledigen kann.

Neben dem vielen Auto fahren helfe ich in Gruppen mit, unterstütze die Übungsleiter, die Sportübungen zu vermitteln und mit den Sportlern umzusetzen. Da die Übungsleiter ihre Gruppen zum Teil schon über 10 Jahre leiten, ist es immer gerne gesehen, wenn die FSJler selber Ideen in die Gruppen einbringen. Ich kann mich immer sehr auf die Übungsleiter verlassen und mich bei Fragen oder Wünschen an sie wenden. Zum Beispiel wenn ich das Verhalten eines Sportlers nicht verstehe oder ich ein Spiel vorschlage, das ich gerne in die Gruppe einbringen will.

Ebenso gehören zu meinem FSJ die Sportfeste, die mit dem SSV geplant, organisiert und durchgeführt werden. Das „Integrative Sportfest“, das im Herbst in der Maspernhalle stattfindet, ist das aufwendigste Sportfest. Die Veranstaltung „Together in Motion- Sport, Spiel und Bewegung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderung“ ist inzwischen zu einem festen Bestandteil im Paderborner Sportkalender geworden. Hier beteiligen sich mehr als 20 Sportvereine und Institutionen für einen erfolgreichen gemeinsamen Sporttag.

Um auch mich sinnvoll in die Veranstaltung einzubringen, bin ich für das „Integrative Sportfest“ viel herumgefahren und habe in Paderborn Werbung in Form von Flyern und Plakaten gemacht, die unter anderem an die Zentrale des Padersprinters und an inklusive Schulen verteilt wurden. In den Gruppen wurden extra für das Sportfest Tänze einstudiert, an denen ich beteiligt war. Gleichzeitig war ich auch noch in zwei anderen Programmpunkten involviert. Diese Vorbereitung und Organisation hat mich so manchmal an meine Grenzen gebracht, letztendlich lohnt sich der Aufwand aber, da das Mitmachprogramm sowie der bunte integrative Showblock für viele begeisterte Zuschauer und Beteiligte sorgt. 

Link Integratives Sportfest: https://www.youtube.com/watch?v=Xm345FssF18&feature=youtu.be

Das zweite Sportfest ist das „Inklusive Sportfest“, das in der Sporthalle am Merschweg in Schloß Neuhaus stattfindet und alle sportinteressierten Kinder, Erwachsene, Großeltern, Freunde und Bekannte zum gemeinsamen Sporttreiben einlädt. An rund 20 Stationen können sich alle Sportbegeisterten ausprobieren oder sich im Wettkampf messen. Gekrönt wird dieser Nachmittag mit der Vergabe von Urkunden an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Insgesamt ist das Inklusive Sportfest kleiner gehalten und nicht ganz so vorbereitungsintensiv, wie das Integrative Sportfest. Für dieses Event bin ich Paderborn abgefahren, habe Flyer und Plakate in inklusiven Schulen verteilt, sowie beim Aufbau und der Beschaffung von Sportutensilien geholfen. Leider musste das Sportfest aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen.

Link inklusives Sportfest: https://www.specialolympics-paderborn.de/384-inklusives-sportfest-vom-verein-tura-elsen-in-paderborn

Während des FSJs habe ich die Möglichkeit, auch in andere Bereiche meiner FSJ-Einsatzstelle Einblick zu bekommen. So bekommt man die Möglichkeit, an Mitgliederversammlungen oder Geschäftsessen teilzunehmen, auf Tanzturniere, Fußballturniere oder den Sportlerball zu gehen, der einmal jährlich in der Paderhalle stattfindet.  Der Stadtsportverband bietet zusätzlich an, den DLRG Rettungsschwimmschein, den Übungsleiter B- und C-Schein zu erwerben oder an einem Fahrsicherheitstraining beim ADAC teilzunehmen. Alle entstehenden Kosten werden dabei vom Stadtsportverband übernommen.

FSJ Seminare, Bildungstage & der KSB:

Zu dem FSJ gehören drei Seminare, Bildungstage und ein selbsterarbeitetes und durchgeführtes Projekt, um das FSJ anerkannt zu bekommen.

Die Seminare werden vom KreisSportBund Paderborn organisiert und finden meist in Hachen im Sauerland von Montag bis Freitag statt. In den Seminaren wird die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen thematisiert. Es ist sehr interessant, da ich viele interessante Leute kennenlernen darf und Freundschaften schließen kann.

In das Einführungsseminar wird das Basismodul für den Übungsleiter C-Schein integriert, sodass ich direkt anschließend bis zum Herbstende dann das Aufbaumodul absolvieren konnte. Dadurch hatte ich schon die vorgeschriebene Anzahl Bildungstage abgearbeitet. Wer schon vorher den Übungsleiterschein gemacht hat, bekommt weitere attraktive vielfältige Angebote vom KreisSportBund Paderborn oder dem Landessportbund NRW.

Das eigenständig erarbeitete Projekt ist eine zusätzliche Arbeit, die jeder FSJler erbringen muss. Sehr gut unterstützt werde ich dabei in der Planung und Durchführung von meiner Einsatzstelle. Da bieten sich beim SSV als Projekt immer die zwei Sportfeste an, da ich dort ohnehin sehr involviert bin. Ich habe mir als Projekt die Pauline-Kracher genommen und sie mit auf das „Integrative Sportfest“ vorbereitet, um dort mit ihnen aufzutreten. Das Projekt muss dann beim dritten und letzten Seminar vorgestellt werden.

Tagesablauf:

Mein Tag beginnt immer unterschiedlich, entweder um 8:00 Uhr oder um 9:30 Uhr. Aber eins ist jeden Morgen sicher: Am Tag erwarten mich im Schnitt 30-40 Kilometer Autofahren und unterschiedliche Gruppen, die mich gut auf Trab halten würden.

Die meiste Zeit in der Woche arbeitete ich in den Schlosswerkstätten am Merschweg. Dort bin ich auch immer am liebsten. Die Menschen dort gewöhnen sich schnell an einen und da ich die meiste Zeit in der Woche dort bin, kenne ich die Sportler dort viel besser als zum Beispiel am Biberweg.

Ich habe unterschiedliche Gruppen. So betreue ich unter anderem Rehasport-Gruppen, Tanz-Gruppen, Tischtennis-Gruppen, Schwimm-Gruppen und Rollstuhlsport-Gruppen, wobei bei einigen Gruppen mehr, bei anderen weniger Hilfe benötigt wird.

Die Rollstuhlsport-Gruppe findet zum Beispiel im Ahorn-Sportpark statt. Ich habe vor dieser Gruppe ungefähr vier Stunden Zeit. Da lässt es sich gut verbinden, vorher selber ein bisschen Sport zu treiben. Da die Sportangebote über den gesamten Tag verteilt sind, bietet der Dienstplan viel freie Zeit für Einkäufe, Sport oder andere Aktivitäten.

Da mir die Arbeit mit Kindern Spaß macht und mich insbesondere Musik sehr interessiert, hat Matthias Brumby organisiert, dass ich in die Pauline-Schule gehen kann. Dort bin ich montags in der Musik-AG und beim Sportunterricht.

Außerdem habe ich eine eigene Gruppe in Borchen, die „Bewegungskompass- Gruppe“. Dort habe ich 11 Kinder von der ersten bis vierten Klasse, die nicht so leistungsstark sind wie andere Kinder in ihrem Alter, sodass ich als Übungsleiter versuche, sie mit Hilfe spielerischer Elemente sportlich zu fördern. Die Kinder habe ich sehr ins Herz geschlossen.

Der SSV achtet sehr darauf, auf Bedürfnisse und Wünsche des FSJlers einzugehen. So wird, wenn man abends selber Sportprogramm oder anderen wichtige Aktivitäten nachgehen will, das Sportprogramm etwas angepasst, indem abends Stunden gekürzt und umgelegt werden.

Freitags bin ich in der Uni und nehme an Behindertensportveranstaltungen teil, die ich für den B-Schein benötige, um selber Gruppen für Menschen mit Behinderungen zu leiten. Zu dem theoretischen Teil gehören ca. 23 Sitzungen und am Ende eine Klausur über Fragen, die in den Sitzungen behandelt werden. Der praktische Teil des Seminars kann momentan leider nicht stattfinden.

Das habe ich gelernt:

Dadurch, dass ich in der Pauline-Schule eingesetzt wurde, hat sich mein Studienwunsch der Sonderpädagogik oder der Sportwissenschaften entwickelt. Abgesehen davon bin ich eigenständiger geworden, da ich in meinem FSJ sehr selbständig handeln musste. Ich habe gelernt, selbstbewusst Entscheidungen zu treffen und auf neue Situationen offen zuzugehen. Durch die Seminare habe ich viele neue Freunde gefunden und über den SSV Kontakte geknüpft, die für meine Zukunft sicherlich wichtig sind.

Ich kann jedem, der sich bezüglich seines Berufswunsches noch nicht sicher ist oder es schon weiß, aber noch Erfahrungen sammeln will, empfehlen, ein FSJ zu machen. Da ist ein FSJ beim Stadtsportverband genau richtig, da man hier für sich selbst Erfahrungen in alle möglichen Richtungen sammeln kann, Kontakte zu Personen mit ganz verschiedenen Berufen knüpft und lernt, Verantwortung zu übernehmen.

Auch wenn mein FSJ jetzt vorzeitig enden muss, möchte ich mich zum Schluss bei den vielen lieben unterstützenden Personen, die jede Woche aufs Neue helfen das sportlich-inklusive Angebot für Menschen mit Behinderung in Paderborn am Leben zu erhalten, bedanken.

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